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lohnt(e) es sich? rückblick auf das filmfestival 2009
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Wer genau aufpasst, merkt eine Lücke zwischen "Verzaubert 2006" und "Verzaubert 2008", tatsächlich hat es in 2007 kein Verzaubert Filmfest gegeben, weil der Termin von Herbst auf Frühjahr verlegt wurde. Wer jetzt folgerichtig "2008" sucht, sucht vergebens: Ich war da sehr im Stress, habe kaum Filme besucht und mir umso mehr für eine Besprechnung als DVD schicken lassen. Das führt offenbar nicht wirklich zum Ziel, die Sachen bleiben liegen, und so schreibe ich jetzt erstmal über die noch frisch in Erinnerung befindlichen Filme vom Festival 2009. (Die 2008 Rubrik wird natürlich nachgeholt.)

Zu dritten Mal nun im größten Kölner Multiplex Kino, dem Cinedom, nachdem die Residenz-Kinos aufgegeben haben, in den Säälen Cinedom 10 und 11. Unterm Strich hat der Wechsel ins Megakino dem Festival gut getan, gut gefüllte Sääle bei den Abendvorstellungen.

Zu dieser Seite: Fast alle Links zur offiziellen Filmseite mit Trailer sind irgendwann (nach 1-2 Jahren) tot, dafür finden sich aber die meisten Trailer mittlerweile auf Youtube. Ich fange daher damit an, diese Trailer hier auf der Seite einzubetten (vermutlich mache ich das sogar rückwirkend für die früheren Festival Besprechungen).


Do 26.03.09 20:30 Cinedom 9 Opening - The man who loved Yngve (Mannen SOM Elsket Yngve) - Norwegen 2008, 98', norwegische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

Yngve ist keine Abkürzung einer Organisation, sondern der Name eines angebeteten norwegeschen Jungs, dazu gleich mehr: Der Film führt nacht Stavanger im abgelegenen Teil Norwegens in eine mittlerweile abgelegene Zeit: 1989, alles im Umbruch, der kalte Krieg Ost/West beendet, die Mauer fällt: Der junge rothaarige Jarle hat sich bei seiner Orientierungssuche für die "Rebellion" entschieden und fühlt sich dabei gut aufgehoben bei seiner kessen Freundin Cathrine und seinem besten Freund Helge. Mit dem hat er eine ziemlich laute (und ziemlich schlechte) Punkband gegründet, die "Matthias Rust" Band, und so träumen alle davon, es "The Cure" gleichzutun.

The man who loved Yngve Die Dinge ändern sich radikal, als der schöne, blonde hochgewachsene Yngve in Larses Klasse kommt, viel zu adrett gekleidet, viel zu modisch frisiert, ein Fan von Synthiepop statt Hardrock Punk, und zu allem Überfluss auch noch Tennisspieler, ein guter sogar. "T e n n i s !?!" allein die Reaktion von Helge aus der alten Clique ist unbeschreiblich. So bekommt Sarle, magisch angezogen von dem so völlig anderen Yngve, zunehmend das Problem, sich zwischen alten und neuen Ideen (einschließlich der damit verbundenen Menschen) neu orientieren zu müssen, was für keinen der Beteiligten schmerzfrei abläuft.

Erfrischend gespielt, mit leichter Hand und einem Schuss trockenen Humors inszeniert. Lediglich der Abschluss vielleicht einen Titsch zu theatralisch, insgesamt sehenswert. Zugrunde liegt dem Film der gleichnamige norwegische Bestseller des Autoren Tore Renberg. In Norwegen wurde dies einer der erfolgreichsten Filme 2008.

Webseite: mannensomelsketyngve.no (norwegisch)




So 29.03.09 22:00 Cinedom 10 - The art of being straight - USA 2008, 77', englische Originalfassung

Der hübsche 23jährige John ist eigentlich ein Frauenverführer, der mit seinen strahlend blauen Augen und seinem selbstbewussten Charme jede rumkriegt. Doch seit seinem Umzug von New York an die hippe Westküste laufen die Dinge überraschend anders: Da ist sein Chef Paul, der in die Jahre gekommene, durchtrainierte und erfahrene Erfolgsschwule (mit köstlicher Alters-Lässigkeit treffsicher gespielt von Johnny Ray Rodriguez), der einfach nicht glauben kann, dass John nicht schwul ist. Irgendwann klappt's natürlich doch, und das bringt Johns Gefühlswelt erheblich ins Wanken.

Dann ist da die leicht neben der Schnur und nie ganz drogenfrei lebende Maddie, die einerseits eine lesbische Beziehung pflegt, aber auch Interesse an ihrem neuen bärtigen Nachbarn, einem Geschichtslehrer, zeigt. Recht lose verknüpft ist dieser Handlungsstrang mit dem von John insoweit, als Maddie eine Ex Freundin von John ist, bei der dieser sich ausquatscht. Deren erste Reaktion auf das Geständnis des schwulen Geschlechtsverkehrs: "Top or bottom?"

Sichere Dialoge, glaubwürdig gespielt, mit viel Charme und Witz, der vor allem auf der detaillierten Zeichnung der Charaktere beruht.

Teaser (verrät das Ende), diese Zeile nur anclicken, wenn du den Film nicht noch gucken möchtest.

Webseite: www.greatgraffiti.com (Trailer auf der Seite)


Mo 30.03.09 22:00 Cinedom 10 - I dreamt under the water (J'ai rêvé sous l'eau) - Frankreich 2008, 73', französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln

I dreamt under the water Paris als eine kalte Stadt: Der bisexuelle Antonin (sehr attraktiv: Hubert Benhamdine) verliert den Boden unter den Füßen, nachdem er den Mann, den er abgöttisch liebte, bei einem Clubbesuch tot auf der Toilette findet. Was folgt, ist eine Abfolge von sexuellen Eskapaden im Stadtpark, in denen Atonin (der gleichermaßen jungenhaften Charme wie machistische Ausstrahlung rüber bringt) sich im Poppersrausch in Gruppenorgien gehen lässt. Sicherlich nichts für schwache Naturen, aber durchaus sehr erotisch. Die Abwärtsspirale für Antonin dreht sich weiter, schließlich verdient er sich sein Geld in Paris als Stricher. Auf diese Weise gerät er an Baptiste, einem leicht arabisch aussehenden Franzosen, der ihm (zunächst vergebens) Arbeit in seiner Videothek anbietet. Antonin macht stattdessen weiter wie bisher, und der Zuschauer erwartet den Totalabsturz.

I dreamt under the water Das ändert sich unversehens, als er Juliette kennen lernt, deren Liebe Erlösung verspricht und einen völlig anderen Antonin zutage fördert. Doch wer glaubt, jetzt käme alles ins Lot, muss sich auf eine böse Überraschung gefasst machen. Zum Schluss steht Antonin vor einer Entscheidung; und die Schlusssequenz des Films ist eine der stärksten, die ich im Kino gesehen habe.

Das Regiedebüt von Hormoz zeigt ein raues, abweisendes Paris, dass man so nicht kennt, lässt aber in der Hoffnungslosigkeit trotzdem so etwas wie Romantik durchschimmern, weil die Protagonisten zu echten Gefühlen fähig sind. Mit starken Bildern setzt Hormoz seine Protagonisten in Szene. Anders als thailändische Barbie-Girls oder amerikanische 6-Pac Kens müssen französische Männer ihre erotische Ausstrahlung nicht spielen: Sie ist einfach da.

Wie gesagt: Wer lieber alles "schön" als ehrlich hat, wird an diesem Film keine Freude finden. Für alle anderen mein Festival-Tipp. Der Film ist im Verleih bei Pro Fun Media. Wenn du Gelegenheit hast, ihn im Kino zu sehen, rein gehen! Ab 18.06. wird der Film in Deutschland auf DVD erscheinen.

Webseiten: I dreamt under the water - Pro Fun Media    TLA Releasing (Trailer auf der Seite)

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Di 31.03.09 22:00 Cinedom 10 - Chef's Special (Fuera de carta) - Spanien 2008, 111', spanische Originalfassung mit englischen Untertiteln

Dieser Film lässt schon in den ersten Sekunden keinen Zweifel daran, wer hier der Chef im Ring ist: Der temperamentvolle Maxí scheucht sein Personal durch die Küche seines schicken Restaurants in Madrid. "Kochen ist wie Sex" ist Maxís Motto. Maxís größter Traum: Ein Stern im Michelin. Javier Cámara spielt die Rolle der temperamentvollen, hektischen Macho Erfolgs-Tunte, auf die vordergründig jedes Klischee und auf den zweiten Blick keines passt, mit soviel Vervé und Witz, dass alle weiteren Darsteller daneben verblassen. Kein Problem für den Film, denn Maxí ist die Hauptfigur.

Chef's Special Die Story ist schnell erzählt: Neben der Zubereitung excellenter Speisen muss sich Maxí auch um die nicht enden wollenden Männerprobleme seiner durchgeknallten Oberkellnerin (Lola Duenas, 20 cm) kümmern. Beim Versuch, diese mit einem argentinischen Ex-Fußballstar zu verkuppeln, wird Maxí plötzlich selbst von Armors Pfeil getroffen.

Ganz nebenbei stirbt dann noch seine Ex Frau aus früherer gescheiterter Ehe, aus selbigen Zeiten gibt es ein kleines Töchterchen und einen 15jährigen Sohn, die müssen jetzt zum Vater.

Das ist der Zutatenmix, aus dem Komödien bereitet werden, und man darf sagen: Es schmeckt! Von einigen sentimentalen Vater/Sohn Übertreibungen zum Schluss hin, die fast nahelegen, Gays seien die besseren Väter, gehen hier die Pointen (nicht zuletzt dank des großen Spielwitzes der Akteure) fast alle runter wie Sekt! Ich bin ein abgebrühter Filmegucker, aber ich hatte Lachtränen in den Augen!

Webseite: fueradecarta.com (spanisch, Trailer auf der Seite)


Mi 01.04.09 19:45 Cinedom 10 - Newcastle - Australien/Japan 2008, 107', englische Originalfassung



Webseite: newcastlemovie.com (Trailer auf der Seite)


Do 02.04.09 20:30 Cinedom 10 - Closing Night: The Mysteries Of Pittsburgh - USA 2008, 95', englische Originalfassung



Webseite: mysteriesofpittsburgh.com


Queer Cinema Übersichtsseite: Die wichtigsten Filme seit 2001 auf einen Blick, sortiert nach Genre, mit Bewertung, mit Link zu den Filmkritiken auf den "Verzaubert" Seiten, mit Trailer-Link und DVD-Link.

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andreas