Startseite English version
charles

zu weit

Dementi: Dies ist nichts Autobiographisches, es ist reine Fiktion.
Das heißt: Es ist nicht passiert.
Die Hauptperson hat nichts mit mir zu tun.
Sie ähnelt mir in keiner Weise.
Ich habe dies alles erfunden.


Die Vögel stürzen auf uns herab wie schwarzer Regen, und für einen Moment bin ich verloren: schnell, ohne Farbe oder Gedanken, verschwinde ich im Wirbel der Geräusche; ich werde durch ihre Flügel und ihre Schreie definiert, und ich empfinde weder Emotionen noch Reue. Dann sind sie weg, genauso schnell, wie sie gekommen waren, in Scharen hinter dem Gebäude verschwunden, an dem ich lehne. Ich hole tief Luft, ein verzerrtes Seufzen, atme durch den Mund ein und durch die Nase aus und bin noch immer der gleiche, der ich immer war, hier draußen, und ich rauche eine Zigarette, um noch etwas mehr Zeit totzuschlagen.

charles

Charles

Zu weit

Über Richard

Stop!

Verzauberter Morgen

"Das war ziemlich intensiv", sagt PJ, und ich werde daran erinnert, dass er schon wieder neben mir steht, aber ich reagiere nicht. In meinen Gedanken bin ich da oben bei den Vögeln, noch immer verloren in dem Lärm, dem Sturm, der unnachgiebigen Dunkelheit, treibe weiter und weiter weg, weiter als ich mich seit Monaten von diesem Ort entfernt habe. Die Vögel werden stiller, als sie in meiner Erinnerung verschwinden, hören auf zu existieren, und ich bemerke, wie ich noch einmal Luft hole, ein seltsames Gefühl, denn meine Lungen sind eingerostet, weil sie länger nicht benutzt wurden, eingerostet durch Missbrauch. Alles was bleibt, ist der dumpfe, geschäftige Lärm der Menge, die immerwährend und gesichtslos an uns vorbeiströmt, an PJ und mir. "Das ist langweilig", sage ich.

"Es gibt nichts, was wir sonst tun könnten", sagt PJ, und ich weiß, dass er recht hat, und es ärgert mich.

"Das Leben ist zum Kotzen", sage ich, und PJ nickt, ist einer Meinung mit mir, wie ich es mir gedacht habe, aber ich glaube, er versteht das Konzept nicht, so wie ich es tue. Geistesabwesend schaue ich mich nach all den Leuten um, alle bewegen sich hastig an uns vorbei, ein Querschnitt amerikanischer Kultur, Menschen aller Formen, Größen, Rassen und Farben, alle rufen in mir ein leichtes Gefühl der Übelkeit hervor. Wie langweilig sie alle sind. "Siehst du die Frau da?", frage ich und zeige auf eine winzige, ältliche Frau, die von uns weggeht, jeder Schritt ein gefährliches und schmerzhaftes Ereignis. Sie trägt eine gekräuselte Masse unmöglich gefärbten Haares auf ihrem Kopf. "Ich habe gerade Asche auf ihren Kopf geschnippt", sage ich. PJ lacht verschwörerisch, und ich drehe mich zu ihm um. "Also, was machst du heute?", frage ich ihn, obwohl ich die Antwort so gut kenne wie meinen eigenen Namen. Ich werfe meine Zigarette in das Unkraut, das zwei Meter weit weg am Fuße eines Baums wächst und frage mich, ob es wohl Feuer fängt.

"Ich weiß nicht", antwortet er langsam. "Was machst du?" Ich sehe ihn an und bin erstaunt, wie wenig er sich von den Leuten unterscheidet, die an uns vorbeilaufen, von allen Leuten, die ich je gekannt habe. Er trägt ein weißes T-Shirt, das für eine Sneaker Firma wirbt, eine kurze, kastanienbraune Sporthose und eine Baseball-Kappe. Das einzig wirklich Außergewöhnliche an ihm ist sein für jemanden unseren Alters unglaublich durchtrainierter Oberkörper. Er ist ein unglaublich talentierter Baseball-Spieler, habe ich mir jedenfalls erklären lassen, da ich nie gedacht hätte, dass man für Baseball tierisch viel Talent braucht. Gerüchteweise wurde er bis letzten Sommer von Talentsuchern der Oberliga beobachtet, bis er in einen Unfall verwickelt wurde und eine künstliche Hüfte erhielt. Alles, was übriggeblieben ist von seinem Griff nach den Sternen, sind riesige, geäderte Arme. Seine Gesichtszüge, seinen winziger Mund, die großen, schwarzen Augen bemerke ich kaum. Ich ertappe mich bei der Überlegung, ob er jemals wissen wird, wie es ist, ein schwieriges, aber lohnenswertes Buch zu lesen, von einem abstrakten Gemälde herausgefordert zu werden oder beim Schach zu gewinnen. Unsere Lehrer in der Grundschule, insbesondere eine Mrs. Winston, flehten uns an, nett zum armen PJ zu sein, weil er etwas langsam war, und in unserer für soziale Ungerechtigkeiten so empfindlichen Kindheit schien es nur richtig zu sein, dies auch zu tun. Aber irgendwann war es nicht mehr cool, nett zu PJ zu sein. Ich war der letzte, der es mitbekam, der letzte, der ihn betrog, und deshalb verfolgte er mich wie ein Entenküken, das glaubt, seine Mutter gefunden zu haben.

"Ich habe dich nicht gefragt, was ich mache", sage ich langsam und herablassend. "Ich habe dich gefragt, was du machst." Er starrt mich an, verwirrt und vielleicht ein wenig traurig. Wieder habe ich ihn meine Überlegenheit spüren lassen, aber es befriedigt mich einfach nicht mehr, deshalb sage ich, "Los, lass uns fernsehen oder so."

PJ folgt mir eilfertig, raucht nur dann Zigaretten, wenn ich es tue, erzählt mir von irgendeinem Spiel, das ihm seine Mutter für das Videospiel-System gekauft hat, das er zu seinem achtzehnten Geburtstag bekommen hat. Seit dem Unfall wird er von seiner Mutter verhätschelt. Sein Vater existiert nicht, soweit ich weiß. Jedenfalls redet er weiter und weiter, und ich höre nicht zu, denke wieder an die Vögel, wie frei sie sind von jeglicher sozialer Verpflichtung. "Und du kannst mit sieben verschiedenen Figuren spielen, und alle haben ihre eigenen, besonderen Bewegungen", sagt PJ, und ich überlege, was ich wohl zu ihm sagen muss, damit er aufhört, hinter mir herzulaufen wie in den letzten drei Jahren. Wenn ich ihn beleidige, wird er mir einfach glauben, und das macht mir überhaupt keinen Spaß mehr, und ich kann ihn nicht physisch bedrohen, denn trotz seiner künstlichen Hüfte ist er immer noch stark wie ein Ochse.

Als wir mein wie immer leeres Zuhause erreichen, werfe ich mich auf mein Bett. PJ steht linkisch in der Gegend herum und sagt ohne Nachdruck, "Ich dachte, wir würden fernsehen!" Er lächelt, ein breites Lächeln aus so einem kleinen Mund. Erneut denke ich über die Vögel nach: Was geht in so kleinen Gehirnen wie ihren wohl vor?

"Ja", sage ich. "Später. Mir ist heiß vom Laufen." Ich ziehe mein Hemd aus, und ich kann sehen, dass PJ´s T-Shirt ihm ebenfalls am Körper klebt, also bedeute ich ihm, es mir gleich zu tun, was er auch ohne Zögern macht. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das erste Mal PJ´s Oberkörper gesehen habe, aber ich kann mich erinnern, wann er mir zum ersten Mal aufgefallen ist: Vor gar nicht langer Zeit, etwa vor sechs Monaten während der Weihnachtsferien, verbrachte ich einige Tage bei ihm zu Hause, weil meine Eltern die Stadt verlassen hatten, um Verwandte zu besuchen. Und als wir uns für's Bett fertig machten, zog er sich bis auf die Unterwäsche aus. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, dass mich das anmachen könnte, aber es machte mich an, und das Bild in meiner Erinnerung bleibt an mir haften auf eine Art, die mich beunruhigt. Wie er aus seinem Schlafsack zu mir nach oben schaute. Meine Augen wanderten über seine kraftvollen Arme bis zu seinem gleichmäßig breiten und definierten Oberkörper, dann weiter nach unten, schuldbewusst darüber nachdenkend, was wohl unter den Shorts war? Das Bild erscheint immer mal wieder in meinem Kopf. Schuldbewusst. Es macht mich krank und es macht mich hungrig.

Ohne zu überlegen oder Vorwarnung, strecke ich deshalb heute meine Hand aus und schnippe mit meinen Fingern über eine seiner Brustwarzen. Ich habe ihn verwirrt: es fühlte sich gut an, und er hat es nicht erwartet. "Warum hast du das getan?", fragt er mich.

"Ich dachte, es gefällt dir vielleicht", sage ich. Er lächelt erneut, hocherfreut bei dem Gedanken, ich könne etwas nur für ihn tun. Das Lächeln ist ein Wegweiser, der mich auf einem unerwarteten Pfad weiterführt. "Hat es das?", frage ich. Er nickt, aber ich bin nicht sicher, dass er es auch so meint. "Komm näher", sage ich, also tut er es. Diesmal gehe ich mit meiner Zunge an seine Brustwarze, sie fühlt sich gleichermaßen lederig und weich an. Ich nehme sie in meinen Mund und ziehe sanft daran.

Er stößt meinen Kopf weg, aber nicht sehr bestimmt. Offensichtlich ist er völlig durcheinander, aber nicht schlimmer, als wenn ich eines dieser komplizierten Worte benutze, die er nie zuvor gehört hat. "Das fühlt sich merkwürdig an", sagt er.

"Merkwürdig?", frage ich. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Ich weiß, dass PJ noch nie mit einem Mädchen zusammengewesen ist, auch dass er nicht sonderlich viel von ihnen hält, und deshalb habe ich ihn immer als irgendwie asexuell angesehen, aber ich spüre, dass ich mich hier auf dünnem Eis bewege. Mein Blick fällt auf seine Hand, und unwillkürlich stelle ich mir vor, wie sich die kurzen, dicken Finger zu einer Faust ballen, mich bedrohen, und weil ich noch nie einen Fausthieb abbekommen habe, denke ich darüber nach, wie es sich wohl anfühlt, und ob es das ist, worauf es jetzt hinausläuft.

"Ich habe so etwas noch nie gefühlt", sagt er. Irgendwie hoffte ich, er würde endlich Farbe bekennen und sagen, dass ich aufhören solle, aber seine zweideutige Reaktion ist ein erneuter Wegweiser. Schwarz auf hellgelbem Grund, ein unmissverständlicher Pfeil.

"Also, mir gefällt es", sage ich.

"Oh", sagt er, als gebe er mir sein Einverständnis. Diesmal nehme ich die andere Brustwarze, fahre mit meiner Zunge darunter her und drumherum, und PJ gestattet sich, es zu mögen, ein winziges, unkontrolliertes Stöhnen entfährt ihm. Ich lege meine Hände auf das schmale Ende seines Rückens, auf die schweißgebadete Haut. Während meine Beine zu zittern beginnen und ich mit meiner Zunge weiter seine rechte Brustwarze bearbeite, gleite ich mit meinen Händen unter seine kurze Hose. Die Wäsche klebt ihm auf der Haut. Er macht keinen Versuch, mich zu stoppen, als ich seine Hose nach unten ziehe, also zerre ich sie bis auf seine Waden und fahre dann mit meinen Händen wieder nach oben. Für einen Moment höre ich auf und schaue ihn an. Ich spüre, dass er noch nie so etwas gefühlt hat und nicht weiß, wie er die Informationen, die er von so vielen ungeübten Sinnen erhält, verarbeiten soll.

Sein steifer Schwanz, noch immer in seiner Unterhose, starrt in mein Gesicht. Er wölbt sich, groß, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Kein Zurück mehr. Ich habe das Gefühl, als ob ich über die Oberfläche seiner Haut gleite, quer durch das Zimmer und weit weg. Die Vögel brauchen keinen Wegweiser, der ihnen zeigt, wo es langgeht.

"PJ?", frage ich. Er sieht auf mich herab. Er lächelt nicht, und eigentlich sieht er aus, als erkenne er mich kaum. "Du bist mein Freund, oder?"

"Ja", sagt er, seine Stimme ein Krächzen.

"Ich will, dass du mir einen Gefallen tust. Wirst du mir einen Gefallen tun?"

Er nickt.

Ich ziehe meine eigene kurze Hose und meine Unterhose herunter und zeige meinen eigenen steifen Schwanz. Ich glaube, seiner ist größer als meiner, und das macht mich ein kleines bisschen neidisch, aber ich denke nicht lange darüber nach, bin amüsiert über seinen geschockten Gesichtsausdruck. "Bläst du mir meinen Schwanz?", frage ich.

"Ich habe das noch nie getan", sagt er und schluckt heftig.

"Es ist einfach", sage ich, obwohl ich es nicht weiß, ich habe es noch nie gemacht. "Das gibt mir ein tolles Gefühl. Das willst du doch auch, oder?"

Er nickt wieder.

"Dann komm her."

Er beugt sich nach vorne, bis ihm auffällt, dass er so nicht herankommt, dann kniet er sich auf den Boden. Er nimmt meinen Schwanz in seine Hand, überhaupt nicht vorsichtig und ohne Gefühl, aber ich bin noch niemals auf diese Weise berührt worden, und es fühlt sich unbeschreiblich an. Die Vögel brauchen keinen Wegweiser. Dann bin ich in seinem Mund. Er lutscht buchstäblich so, wie er an einem Lutscher lutschen würde, aber das Gefühl, wenn seine Lippen meine Eichel berühren, fühlt sich noch besser an, als ich es mir vorgestellt habe. Keine Wegweiser. "Du machst das gut", sage ich, und ich spüre, dass er sich freut, denn er befriedigt mich mit noch größerer Inbrunst. "Wirklich klasse." Ich fahre mit meinen Händen durch sein Haar, ramme tiefer in ihn hinein, indem ich nach oben stoße und seinen Kopf festhalte. Er ist davon völlig überrascht und reißt sich los.

"Sorry", sagt er, als er die Enttäuschung auf meinem Gesicht erkennt.

Nur für eine Sekunde schließe ich meine Augen, und der Lärm kommt zurück wie ein Sturm, und dann höre ich mich in dem Getöse selbst flüstern, "Lass uns etwas anderes ausprobieren". Irgendwie bin gar nicht ich es, der weiter drängt, weiter, als ich jemals gekommen bin. Ich stehe auf, und er steht auf, und ich drehe ihn so, dass er von mir wegsieht, und ein Teil von mir glaubt nicht, dass dies gerade passiert, aber ein anderer Teil von mir ist der Impuls, der mich antreibt, seine Unterhose nach unten zerrt, seinen großen, dicken Schwanz in meiner Hand hält und meinen eigenen Schwanz gegen sein Rückgrat drückt. Die Vögel fliegen ungehört vorbei, kein Wegweiser, keine Emotionen, und für eine Sekunde ist es, als könne ich einer von ihnen sein, ohne Gefühle und Reue, aber die Vorstellung wird zerstört von PJ´s Stimme.

"Es tut weh", sagt er, halb weinend.

Ich bin in ihm drin, ficke ihn hart, und es ist nicht richtig, aber um nichts in der Welt würde ich jetzt aufhören, nicht einmal wegen seiner Schreie. Ich kann nur meinen eigenen Herzschlag hören und das klatschende Geräusch meiner Haut gegen seine, während ich vor- und zurückstoße, das Schlagen von tausend Flügeln. "Es tut weh, es tut weh, es tut weh", wiederholt er die ganze Zeit, aber ich mache weiter, stoße immer weiter zu, weiter als ich jemals gekommen bin, fester und fester, drücke sein Gesicht auf das Bett. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann und wie ich ihm meinen Schwanz reingeschoben habe. Wie konnte ich nur glauben, ihm ungestraft solche Gewalt antun zu können?! Wie konnte ich vom Weg abkommen, obwohl der Wegweiser doch so eindeutig war?! Aber ich kann jetzt nicht aufhören. Ich stoße bis zum Anschlag rein, ziehe wieder ganz raus, und PJ stöhnt, vielleicht vor Geilheit, wahrscheinlich aber vor Schmerzen, aber beides macht mich an, und ich tue es wieder und wieder und wieder. "Bin gleich soweit", keuche ich atemlos. Ich bin früher schon gekommen, aber es ist noch nie so gewesen wie jetzt.

Ein letztes Mal rammt mein Körper gegen seinen, und ich bin da.

Nachdem es vorbei ist, weiß ich nicht, was ich sagen soll. Ich bin wie ein schwarzer Flügel, sehne mich nach dumpfem Entkommen. Ich wische mich ab und ziehe meine Unterhose wieder hoch. PJ macht dasselbe, und dann dreht er sich zu mir um und sieht mich an. Ich bin zu weit gegangen, und ich weiß es, aber die sanfte Traurigkeit in seinen geschwollenen Augen läßt mich am meisten Schuld darüber verspüren, dass ich auch nur daran denken konnte, er könne mir weh tun. Auf einmal will ich ihn umarmen und mich entschuldigen, aber als ich auf ihn zugehe, zuckt er kaum merklich zurück. Ich erinnere mich an den Augenblick seiner größten Verwundbarkeit, das erste Mal, als ich ihn mit nach Hause brachte, als er so aufgeregt darüber war, in das Haus eines Schulfreundes eingeladen zu werden, dass er sich kaum einkriegen konnte. Das war der Tag, an dem er mir gestand, ich sei sein bester Freund. Und jetzt.

"Willst du jetzt fernsehen?", frage ich.

"Willst du?", fragt er. Ich schließe meine Augen: Ich kann die Vögel über mir vorbeifliegen sehen, näher, sehr viel näher jetzt, bis sie mich aufheben, und dann bin ich nur noch einer von ihnen, lasse endlose Landschaften hinter mir mit der Leichtigkeit meiner Bewegungen, bin gefangen im Wirbel des Lärms, ohne Emotionen, ohne Reue. Ich stelle mir PJ vor, weit unten, wie er nach oben schaut und mich erkennt, und ich kann nicht anders als mich zu fragen, was er tun wird, wenn ich davonfliege. Ich stelle mir vor, dass er meinen Namen ruft, aber ich bin schon weg.

"Ja", sage ich und ziehe meine Hose hoch.